Rübezahls unruhige Kinder
Autor: Hugo Hartung
Ausstattung: 182 Seiten, 29 Illustrationen von Erich Hölle, Paperback
Inhalt: „Seine große Mannesliebe“ nennt Hugo Hartung Schlesien. Wer könnte es distanziert-liebevoller porträtieren als ein „Wahlschlesier“, dessen freier Blick manches viel schärfer und genauer sieht als der des Angestammten?
Schlesien, einst eines der schönsten Gebiete Deutschlands, gehört als geographischer Begriff der Geschichte an. Als Kulturlandschaft aber lebt es fort in den Werken seiner Dichter, Musiker und Künstler, in der Erinnerung seiner Menschen, denen es mehr als nur Heimat war. Hugo Hartung, dem die heitere Melancholie Schlesiens gegenwärtig ist, zeichnet die kulturelle und geschichtliche Topographie dieses Landes, in dem die Weite des Ostens, südliche, aus dem österreichischen Kulturkreis stammende barocke Lebensfülle und preußische Strenge eine glückliche Verbindung eingegangen waren, in dem sich aber auch schon in den Jahren des unseligen Krieges die Zeichen des kommenden Verhängnisses ankündigten.
Das im Lauf seiner wechselvollen Geschichte von Polen, Wenden und Deutschen besiedelte Land wurde schicksalhaft zu einer Stätte der Begegnung und Verschmelzung mannigfaltiger Kulturen. Schlesien (ob Ober- oder Niederschlesien), in seiner schöpferischen Eigenständigkeit vom „Reich“ oft nicht erkannt, bot unruhigen, wachen Geistern ein fruchtbares Klima der Toleranz und Weltoffenheit. Die reiche Ernte kultureller Leistungen, in diesem Buch eindrucksvoll belegt, ist das Schlesien, das uns Deutschen geblieben ist, seinen Vertriebenen wie allen Nichtschlesiern, das unverlierbar in uns lebt.
Hugo Hartung, geboren am 17. September 1902 in Netzschkau/Vogtland als Sohn eines Gaswerkdirektors, studierte Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte, Germanistik und Romanistik und promovierte 1928. Bis 1931 war er Dramaturg und Schauspieler in München. Nebenher war er Mitarbeiter unter anderem der Zeitschriften „Simplicissimus“ und „Querschnitt“ sowie des Münchener Rundfunks. Von 1936 bis 1944 wirkte er als Chefdramaturg in Oldenburg und Breslau. Kurz vor Ende des Krieges wurde er als unausgebildeter Soldat in der Festung Breslau eingesetzt. Über jene Zeit berichtet er in „Schlesien 1944/45. Aufzeichnungen und Tagebücher“ (1956). Starke Beachtung fand vor allem sein Breslau-Roman „Der Himmel war unten“ (1951). Ferner schrieb er unter anderem die Erzählung „Ich denke oft an Piroschka“ (1954), die auch als Hörspiel, Komödie und Film ein Erfolg wurde. Allein die deutsche Auflage erreichte 1,6 Millionen Exemplare. Ein großer Erfolg wurde auch der ebenfalls verfilmte satirische Roman „Wir Wunderkinder“ (1957). Hartung schrieb außerdem zahlreiche Hör- und Fernsehspiele. Er war seit 1932 mit der Übersetzerin Dr. Ellen Sigyn verheiratet und hatte einen Sohn und eine Tochter. Hartung starb am 2. Mai 1972.