Kindheitserlebnisse eines Breslauers
Autor: Friedjung Jüttner
Neuerscheinung, jetzt lieferbar!
Ausstattung: 1. Aufl. 2013, 154 Seiten illustriert, Format 14 x 21 cm, Broschur
Vorwort: Dank des Privilegs kindlicher Naivität habe ich den Krieg ganz anders erlebt als die Erwachsenen um mich herum. Allein schon die Tatsache, dass ich zwei Jahre nicht in die Schule musste, dazu noch als Stadtjunge auf einem Bauernhof leben durfte und dabei noch von meinem Onkel als »Arbeitskraft« voll akzeptiert war, versetzte mich in mehr als nur in Ferienstimmung.
Erst so langsam wurde mir klar, dass Krieg auch mit viel Leid verbunden war. Nicht alle meine Erinnerungen sind darum schön. Ich spreche bewusst von Erinnerungen, weil ich nicht meine Kindheit beschreiben will, auch nicht beschreiben kann, sondern weil es nur um einzelne Episoden geht, die mir bis heute geblieben sind. Sie waren offenbar für mich auch nach über 65 Jahren noch sehr eindrücklich, sonst hätte ich sie vergessen – wie vieles andere.
Auf die Idee, sie niederzuschreiben, bin ich erst gekommen, als mir eine Kollegin, Frau Erika Imhof, der ich einmal so eine Episode erzählte, sagte: »Das musst du unbedingt aufschreiben.« Ich möchte ihr an dieser Stelle für diesen Initialimpuls danken. Da war aber noch eine zweite Begebenheit, die mich bewogen hat, diese Erinnerungen schriftlich zu sammeln: Sie hat mit meiner Tochter zu tun. Sie ist Geschichtslehrerin an einem Gymnasium. Als sie in einer Abiturklasse den Zweiten Weltkrieg durchnahm, bat sie mich einmal, ihren Schülern zu erzählen, wie ich als Kind den Krieg erlebt hatte. Das Gespräch mit dieser Klasse hat bei mir den Eindruck erweckt, es könnte gerade für Menschen, die den Krieg nicht mitgemacht haben, von Interesse sein, ein paar Dinge zu hören, die in keinem Geschichtsbuch stehen.
Man schreibt natürlich auch immer für sich selber. Mir hat es jedenfalls gutgetan, diese Erinnerungen gesammelt und aufgeschrieben zu haben. Dabei begleitete mich die ständige Frage: »Warum erinnerst du dich gerade daran? Außerdem hatte ich diese Episoden nicht zeitlich geordnet. Mal habe ich die, mal eine andere erzählt. Meistens recht zusammenhanglos. Jetzt haben sie für mich einen von Orten bestimmten Zusammenhang und dadurch auch eine gewisse zeitliche Abfolge erhalten. Und schließlich war ich manchmal betroffen, wie unterschiedlich manche dieser Erlebnisse von damals heute auf mich wirken.
Über den Autor: Der Autor Friedjung Jüttner wurde 1937 in Breslau geboren. Bevor die Stadt bombardiert wurde, siedelte die Familie aufs Land, nach Alt-Patschkau. Nach einemn Lageraufenthalt in Patschkau kam er 1946 nach Niedersachsen ins Eichsfeld (Obernfeld und Duderstadt). Mit elf Jahren besuchte er die Klosterschule der Augustiner im nahegelegenen Germershausen. 1958 machte er in Münnerstadt (Unterfranken) Abitur und trat dort in den Augustinerorden ein. Nach dem Theologiestudium in Würzburg wurde er 1965 zum Priester geweiht. Als Studentenseelsorger wirkte er bis 1970 in Freiburg (CH). Dann trat er aus dem Orden aus und heiratete.
Es folgte das Studium der Psychologie und der Psychotherapie in Zürich und eine Dissertation zu einem religionspsychologischen Thema. Seit 1973 betreibt er eine eigene psychotherapeutische Praxis in Zürich. Er veröffentlichte verschiedene Bücher und Artikel zur Theorie und Praxis der Schicksalsanalyse.